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Mittwoch, 13. Juli 2011

Dom Godefroid Bélorgey: L'humilité bénédictine...

Dom Godefroid Bélorgey. Photo: Cistopedia

Die benediktinische Demut, aus der 2. Stufe:
(...) Doch man kann sich auch bürgerlich einrichten in einem strengen Lebensumfeld, deshalb ist es wichtig, genau auf den Geist hinzuweisen, der den Kampf gegen die sündhaften Leidenschaften beseelen soll. Die Haltung des heiligen Benedikt zu diesem Punkt ist übrigens ganz eindeutig. (...) Der heiligen Benedikt spricht lang und breit von einem Mittel, das seiner Meinung nach die Gelegenheit bieten wird, alle Stufen der Leiter (der Demut) hinaufzusteigen. Er weiß, wie sehr dieses Mittel in wunderbarer Weise alle einschlägigen Praktiken einschließt und er nimmt es sich dermaßen zu Herzen, dass er es zu einem Merkmal macht, zu dem alle anderen Mittel zurückführen. Es handelt sich darum, sich in der Gegenwart Gottes zu üben, in der die Kraft und die Einfachheit der benediktinischen Lehre liegen und die in gewissem Sinne ihr hervorragender Ausdruck ist.
(Übers. aus: Godefroid Bélorgey: L'humilité bénédictine. Paris 1948, S. 111-112)

Sonntag, 31. Januar 2010

G. Bélorgey, Benediktinische Demut, Teil 3

[...]
Welches sind also die Glaubenswahrheiten und die damit in Zusammenhang stehenden aszetischen Übungen, die der hl. Benedikt grundlegend dem Streben nach Gott zugeordnet hat? Wir finden sie gleich zu Beginn des Prologs seiner Regel. Es ist wie ein Trompetensignal, der schon Generationen aus dem geistlichen Schlaf aufrütteln will, in den sie immer wieder zu versinken drohen. Am Abend seines Lebens, wo er mit Nachdruck und Zartgefühl seinen geistlichen Söhnen die Früchte seiner Erfahrung nahebringen möchte, beginnt er damit, sie an das endgültige Ziel zu erinnern, das alle Menschen erwartet: Die ihr euch von Gott abgewendet habt durch den Ungehorsam, sollt umkehren und euch eurem Schöpfer zuwenden, der Ursprung und Vollendung von allem ist. Dann zeigt er das Mittel auf, wie diese Rückkehr zu bewerkstelligen ist: Meine Söhne, entsagt eurem Eigenwillen, um für den wahren König zu kämpfen, den Herrn Jesus Christus, und nehmt die kraftvollen und herrlichen Waffen des Gehorsams zur Hand.
Diese wenigen Zeilen lassen zwei grundlegende Glaubenswahrheiten in vollem Licht erscheinen, die logischerweise zwei praktische Konsequenzen haben:
Zuerst die unantastbare Herrschaft Gottes - Gott ist alles, folglich ist sein Geschöpf [ohne ihn] nichts. Das ist die Wahrheit, die zu erkennen und anzunehmen absolut notwendig ist und die durch die Übung der Demut das ganze Leben verändert.
Dann das Königtum Christi, das von seinen Untertanen einen echten und tiefen Gehorsam fordert.
Im übrigen ist der Gehorsam, der das ganze Leben des Mönchs durchformt, wie wir später sehen werden, nur ein wesentliches äußeres Zeichen der Demut.
So lassen uns die ersten Zeilen der Regel schon erkennen, was das Studium des siebten Kapitels klar ins Licht setzt: Die gesamte aszetische Methode des hl. Benedikt kann in der Übung der Demut zusammengefasst werden.

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éd. du Cerf 1948, S. 25-26 )

Freitag, 29. Januar 2010

G. Bélorgey, Benediktinische Demut, Teil 2

Jede Ordensgemeinschaft verfolgt zwei Ziele, ein hauptsächliches und ein sekundäres. Das erste und absolut notwendige Ziel ist für alle Orden gleich, trotz der offenkundigen Unterschiedlichkeit: Wie alle Christen, so sind auch jene, die sich ganz dem Herrn geweiht haben, geschaffen, um Gott zu verherrlichen, das heißt: um Heilige zu werden. Das hauptsächliche Ziel eines jeden Ordens ist somit die Heiligkeit seiner Mitglieder, die Vereinigung ihrer Seelen mit Gott in der Vervollkommnung der Liebe. Alle Kraftanstrengungen müssen darauf hinzielen, einem jeden die Möglichkeit zu geben, diese große göttliche Tugend zu erlangen.
Doch in dem Maß, in dem man sich Gott nähert, blüht die Liebe in den Herzen auf und man verspürt das Bedürfnis, sie in Werke der Nächstenliebe umzusetzen, die nunmehr aber sehr unterschiedlich sein werden. Deshalb haben die verschiedenen Ordensgemeinschaften sehr unterschiedliche Sekundärziele. Ihr Aufgabenbereich kann Gott als unmittelbares Ziel haben: das ist die Kontemplation, das Liebeswerk par excellence, um mit dem hl. Thomas zu sprechen (Summa theologica, IIa IIae, Quaest. 182, a. 2; vgl. ibid. a. 4, ad primum). In diesem Fall gehen das hauptsächliche und das sekundäre Ziel ineinander über. [...]
Alle Ordensgemeinschaften erstreben dasselbe Ziel, die Heiligkeit, doch eine jede Gemeinschaft ist, um dieses zu erlangen, mit unterschiedlichen Bedingungen ausgestattet. Man geht deshalb davon aus, dass ein jeder Orden zur Erlangung desselben Ziels diejenigen Wege benutzt, die ihm eigen sind. So erklärt sich die Existenz geistlicher Methoden, die die Gründer ihren Jüngern hinterlassen haben.
Eine geistliche Methode - wahrhaftig ein Begriff, der offensichtlich schwierig zu umschreiben und zu erklären ist! Ihn zu verstehen hingegen ist einfach. [...]
Die Definition einer geistlichen Methode läßt sich folgendermaßen formulieren: Eine geordnete Zusammenstellung von dogmatischen Wahrheiten und aszetischen, dazu im Verhältnis stehenden Übungen, die geeignet sind, schrittweise und sicher zur Vollendung der Liebe zu führen, welche das Ziel jedes Ordenslebens ist.

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S.[23]-25)

Donnerstag, 28. Januar 2010

Dom Godefroid Bélorgey - Benediktinische Demut, Teil 1

Hier nun eine neue Serie von Vorträgen, die - wie die vorangehenden - den Novizen der Abtei Notre-Dame de Cîteaux gehalten wurden.
Diesmal geht es um die benediktinische Askese. Diese Gedanken wollen die Lehre darlegen, die mir selbst seit den Tagen des Noviziats in Notre-Dame de Scourmont durch einen großen Zisterzienser in meisterlicher Art vermittelt wurde. Ich schulde ihm viel und es ist mir eine liebe Pflicht, ihm an dieser Stelle meinen tiefen Dank auszusprechen als einer seiner Söhne.
Diesem Zisterzienser schien es nicht ausreichend, uns mithilfe dieser wunderbaren Gussform Gestalt zu geben, die unsere Observanzen bilden. Als wirklicher Novizenmeister hat er seine ganze Geisteskraft und sein ganzes Herz dafür aufgewendet, uns den Seelengrund unseres Lebens zu erschließen, die geistliche Methode, die uns der heilige Benedikt und unsere ersten Väter von Cîteaux hinterlassen haben. Er verstand es vor allem, uns den einzigartigen Wert der Demut zu vermitteln, indem er uns das siebte Kapitel der Regel kommentierend auslegte, wo unsere heiliger Gesetzgeber [d.i. Benedikt von Nursia] die ganze praktische Arbeitsweise darlegen wollte zur aszetischen Formung des einzelnen Mönchs.
Um das Ordensleben richtig zu verstehen und es in seiner Fülle zu leben, genügt es tatsächlich nicht, den Tagesablauf und die hauptsächlichen Übungen zu kennen und sich von ihnen tragen zu lassen. Es ist dann auch nötig, den inneren Anspruch und die Art und Weise des intimen Austauschs mit Gott für sich zu entdecken. Man spricht leichthin von einer Spiritualität des Karmel, derjenigen des hl. Ignatius von Loyola usw... Können wir jedoch auf Anhieb die Wesensmerkmale der Spiritualität zusammenfassen, aus der wir leben?

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S. [21-23])