Donnerstag, 19. September 2013

Tricenarium solemne

In der liturgischen Tradition der Zisterzienser hat sich über viele Jahrhunderte der Brauch erhalten, ab September ein feierliches Gedenken an die Heimgegangenen der Ordensfamilie zu halten. Vom 18. September ab (also mit der Vesper des 17. September) erinnert man sich in den Zisterziensergemeinden aller bekannten und weniger bekannten Verstorbenen des vergangenen Jahres der geistlichen Familie. Es war lange Zeit üblich, zusätzlich Psalmen zu beten und die Eucharistie besonders auch zum Gedächtnis dieser Verstorbenen zu feiern. Das feierliche Tricenarium fand zu einer Jahreszeit stand, in der in der Frühzeit der Zisterzienser die jährlichen Generalkapitel abgehalten wurden. Sicher hat beides miteinander zu tun.
Der eifrige Kommerz zwischen Klostergemeinde und der Gemeinde der Heimgegangenen ist hingegen geistlich überaus fruchtbar gewesen (und er kann es noch heute sein): In einer Zeit, wo Transzendenz in vielfältigen Formen anzutreffen ist - nicht nur in der Esotherik -, ist eine grundsolide Transzendenz eher zurückgedrängt worden. Die für uns greifbare Welt und Realität wäre für Christen ein Irrealis ohne die jenseitige Welt, deren Grenzen verschwimmen und sich sogar manchmal aufheben. In sie gehören die Verstorbenen, deren irdisches Leben sich in Jesus Christus vollendet hat. Unser Gebet und unser Gedenken ist ein Zeichen der Liebe und Achtung und gleichzeitig ein Akt der Sehnsucht. "Unsere Heimat ist im Himmel", schreibt der hl. Apostel Paulus. Dass sich der Himmel und die Erde nicht einfach voneinander trennen lassen, ist eine schlichte Wahrheit. Dass das Tricenarium Himmel und Erde verbindet und uns gleichzeitig dem Himmel ein Stück näherbringt, folgt eigentlich notgedrungen aus dieser Erkenntnis. 

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