Samstag, 20. Juli 2013

20. Juli und Verantwortung

Briefmarke zum 10. Jahrestag des Attentats vom 20. Juli 1944 (Wikimedia commons)
Als Gedächtnistag an die mutigen Männer, die Adolf Hitler und die Nazionalsozialisten im Jahr 1944 stürzen wollten, ist der 20. Juli einer unter vielen. Die großen Erschütterungen der Menschen sind vorüber, die Nationen kämpfen um ganz andere Dinge als echte Freiheit und wirkliche soziale Verantwortung. Es hat den Anschein, als ob die Menschen in den halbwegs wohlhabenden Ländern sich damit begnügen können,die mutgen Entscheidungen ihrer Vorfahren wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, ohne sich selbst in die Pflicht genommen zu fühlen. Dabei ist der springende Punkt das 20. Juli 1944 nicht die Entscheidung zum offenen Widerstand, sondern die Entscheidung zur Tat in ebenjener Situation. Die moralischen und praktischen Folgen des Attentats auf Adolf Hitler waren wohlüberlegt und erwogen worden. Es blieb und bleibt hingegen wie ein Dreuen hinter Wolkenwänden, dass ein geglücktes Attentat auch ganz andere Entwicklungen nach sich ziehen konnte. Dass nämlich die Diktatur nicht als Entwürdigung, sondern als Entpflichtung empfunden wurde - Entpflichtung von den Lasten der Eigenverantwortung und der Herausforderung, selbst entscheiden zu müssen, was in welcher Situation gut und was böse ist. Alles das bleibt dem heutigen Menschen nicht erspart. Er muss sich entscheiden, ob er seine moralischen Ansprüche aufgibt, oder ob er mitschwimmt im Strom des konsumierenden Bürgers, dessen Horizont womoglich nicht eben weiter entfernt ist als die eigene Zimmerwand. Der Kreis der Wehrmachtsangehörigen des 20. Juli war ein Sammelbecken rechtschaffener Menschen, die innerhalb ihrer eigenen Grenzen als Soldaten oder prinzipiengeschulte Deutsche handeln wollten, wie sie es für richtig und notwendig hielten. Deshalb lohnt sich ein dankbarer Blick zurück in jene Tage und zu jenen Menschen, die uns heute fremd und weit weg erscheinen.
       

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