Dienstag, 17. Mai 2011

Die Liturgiereform nach dem 2. Vatikanischen Konzil - Gedanken zum Stand der Dinge

Im Netz häufen sich die Kommentare besorgter Christen, die die Umsetzung der römischen Liturgiereform nach 1969 als verfehlt ansehen. Obwohl als Zisterzienser nicht unmittelbar betroffen (und allem zum Trotz sehr wohl betroffen!), gestatte ich es mir, Gedanken und meine eigen Meinung in Worte zu fassen. Es ist einigermaßen schwierig, überhaupt zu definieren, was Liturgie ist. Ihre das ganze christliche Leben umfassende Dimension begrenzt die Möglichkeiten schon enorm, eine halbwegs vollständige Wesensbeschreibung der Liturgie verfassen zu können. Vieles haben gelehrte Menschen in dieser Richtung schon versucht. Obwohl kein Traditionalist und erst recht kein Kleingeist (eine Einschätzung, die natürlich meiner eigenen Perspektive geschuldet ist), sehe ich in diesem Versuch einer römischen Liturgierefom eine handfeste Hinführung zur Verdummung des Gottesvolks. Harte Worte, natürlich, doch was bleibt zu einer Reform zu sagen, die Archäologismen (um nur zu nennen: die Stellung des Priesters am Altar...), gesunden Menschenverstand (mir kommt dabei in den Sinn: Wo wird dem Gottesvolk denn wirklich Heimat geboten in der neuen Liturgie?) und eine abstruse Ekklesiologie (Welch ein ausgeprägter Klerikalismus in der neuen Liturgie!) zu ihren Leitsätzen gemacht hat? Das Motu proprio Roms "Summorum pontificum" und die klärende Instruktion "Universae ecclesiae" haben die Verwirrung noch größer gemacht und keinesfalls mit Abstrusitäten ausräumen können. So gehört es zum guten Ton in kirchentreuen, klassisch gebildeten Kreisen, der überlieferten liturgischen Sprache des Latein eine besondere Hochschätzung entgegenzubringen. Die großartig in Musik gebrachten Teile des Gottesdienstes, die von ungeahnter geistlicher Tiefe sind, berechtigen zu einer solchen Hochachtung. Doch die Ästhetik ist und bleibt eine Folge der rechten Liturgie, keine Voraussetzung dafür, eine solche feiern zu können. Deshalb ist die Sprache der Liturgie zweitrangig, das wußten schon die Theologen des 8. Jahrhunderts, das wußten die Theologen des Konzils von Trient - und das wußten sogar die Theologen des 2. Vatikanischen Konzils, wie ich etwas hämisch hinzufügen möchte. Die unerquicklichen Anschuldigungen verschiedener Parteiungen hinsichtlich der Zulassung der römischen Messe von 1962 können deshalb zwar ganz zu Recht wichtige Argumente für oder wider ihren Standpunkt anführen, bleiben jedoch im Grunde Antworten auf die entscheidende Frage schuldig: Wo steht die heutige Kirche, wo steht die heutige Gemeinschaft römischer Christen in ihrem Glauben und in ihrem Bekenntnis? Wollen sie sich wirklich in die apostolische Tradition stellen und den apostolischen Glauben leben und verkünden? Es sind dies ganz wesentliche Fragen. Und noch wesentlicher werden die Antworten sein, die früher oder später notwendig werden.

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