Quelle: www.exarchat.org |
Eine andere Ökumene, die - sagen wir mal vorsichtig - heute wortreich daherkommt, ist keineswegs so einfach ins Gebet zu nehmen. Sie ist sperrig, weil zu viele Wunden und Narben zu berücksichtigen sind. Und weil sie nicht einfach ins Gutdünken Einzelner oder Mächtiger fällt. Vor wenigen Wochen wurde ein orthodoxer Christ im Benediktinerkloster Chevetogne zum Mönch geschoren von Erzbischof Gabriel von Komana, dem Exarchen des Erzbistums der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa. Dieses relativ autonome Exarchat in der Jurisdiktion von Konstantinopel hat eine bewegte Geschichte: Gegründet von Metropolit Euloge nach den Wirren der Oktoberrevolution in Rußland, versteht es sich als Bindeglied zwischen der Orthodoxie russischer Tradition und den Orthodoxen, die nicht mehr in mehrheitlich orthodoxen Ländern geboren wurden und eine geistliche Heimat suchen. Die Mönchsweihe in Chevetogne ist nicht skandalös, obwohl sie den kanonischen Regeln widerspricht. Sie ist nicht visionär, weil sie zu viele Fragen aufwirft und den Beteiligten (zu) viele übermenschliche Anstrengungen abverlangt. Ist sie deshalb ein neuer Baustein der trennenden Mauer zwischen den Bewahrern der überlieferten Werte und den Kämpfern für mehr Offenheit? Gebe Gott, dass in dieser Frage alle sich beteiligt Fühlenden wenigstens mit einem Auge auf Christus als den Grundstein des Glaubens blicken. Dass die überlieferten Canones, die ein Zusammenleben mit Heterodoxen verbieten, aus einem anderen Blickwinkel gelesen werden müssen, ist nur eine Komponente in dieser Frage. Dass aber die Tonsur durch Erzbischof Gabriel in Chevetogne ein Akt des frommen Bekenntnisses zum orthodoxen Glauben war, darf nicht leichtfertig verneint werden. Gerade deshalb kann die "ökumenische" Mönchstonsur in Chevetogne ein echter Baustein der Einheit sein, auch wenn sie nicht leicht zu schlucken und schwerverdaulich ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen