Für die Zisterzienser ist der "Eingang" in eine Festzeit immer ein wichtiger Moment. Abgesehen von dem Mythos der "Einförmigkeit", die niemals in den Klöstern des Ordens geherrscht hat (da z.B. Gemeinden außerhalb Frankreichs im 12. Jahrhundert schon Mitte November den Advent gegonnen haben), ist oder war die rituelle Grundlage des Zisterzienserlebens durchaus einförmig zu nennen. Der Eingang in den Advent ist keine Ausnahme, wie auf den obigen Reproduktionen zu sehen. Der monastische Tag beginnt ja am Abend; und die Vorabende der Feste und Festzeiten nehmen die Zisterzienser gleichsam bei der Hand. Es sind die "Vesperae vigiliae" die hier anklingen, was manche bei Reformversuchen wohl vergessen haben: Nach der Rezitation der Tagespsalmodie singt der eingeteilte Mönch das Kapitel, das den Ton angibt - "Brüder, die Stunde ist da, vom Schlafe aufzustehen."! Wer noch nicht aufgeschreckt ist, der wird es sicher, wenn alle sich zum feierlichen Responsorium bereitmachen - "Der Engel Gabiel wurde zur Jungfrau Maria gesandt, der Angetrauten Josephs, und verkündete ihr das Wort"... Es ist ja nicht so, dass es beim Gottesdienst um Ästhetik geht; und ganz sicher ist es wenig ästhetisch, wenn auf einmal, mitten in der Vesper, alle aus den Stallen zu den Büchern gehen müssen, um dort das Responsorium zu singen. Aber es ist ein großer Augenblick, wenn die Gemeinde in die Festzeit eintritt und wirklich merkt, was sie zu tun hat: Erwarten und warten, dass die Gemeinschaft zur Gemeinde wird, wenn der Engel Gabriel jetzt die Antwort einfordert. Und es ist schon eine Antwort, wenn die Gemeinschaft fastet, weil es Wichtigeres zu tun gibt, als sich ums Kochen zu kümmern.
Sonntag, 2. Dezember 2012
Der Eingang in den Advent
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