Russischer Schimamönch während des Gottesdienstes
Pfingsten ist gerade vorbei, das, was die Welt beweget, wird dem Mönch anempfohlen, um es ins Gebet zu nehmen. Steht das zisterziensische Mönchtum in Deutschland auf dem Platz, wo es sich verortet, wo sein Platz im mystischen Leib der Kirche sich befindet? Die Antwort ist nicht erschöpfend zu geben. Eine der möglichen Antworten ist eine Begriffsbestimmung: Was ist der Zisterzienser in der Kirche? Er ist ein Christ, ein gläubiger Mensch in der Kirche, der einer Berufung folgt. Was ist Berufung? Ist sie nicht Anruf Gottes, der persönlich und individuell erfolgt? Und die Antwort des Menschen gehört ebenfalls zur Berufung. Sage ich ja oder nein, antworte ich hochherzig oder kleinkariert. Die Berufung der Zisterzienser ist wieder etwas anderes: Sie ist Antwort auf ein Werben Gottes. Gott will für sich Menschen berufen, die einem Charisma folgen und es zu verwirklichen suchen. Cîteaux und sein Charisma sind Einsamkeit, Schweigen, Anstrengung, Arbeit, Fasten, Abstinenz - aber vor allem ist es: Liebe über alles und durch allen Schmerz hindurch. Ich vergleiche die Zisterzienser gerne mit dem Leben der athonitischen Mönche, die sich in ihrem "Garten der Gottesmutter" auf den Ruf Gottes besinnen. Cîteaux und der Athos haben vieles gemeinsam, nicht nur die Abgeschlossenheit eines Lebensbereichs. Ein gemeinsamer Wesenszug ist die Absolutheit der Liebe, die zum Ausbruch kommen möchte und sich immer wieder dem Hemmschuh der Leiblichkeit zu stellen hat. Das Neue Kloster Cîteaux und der Athos sind zwei Seiten einer Medaille, die nicht zusammenkommen, aber doch aneinandergeschmiedet bleiben. Doch wo geht es hin mit dem Mönchtum, vor allem in Deutschland? Wo gehen wir hin, wenn wir die Ästhetik der Hingabe vorziehen, ohne dessen richtig gewahr zu werden? Wo gehen wir hin, wenn unsere Liebe sich überall zeigt, nur nicht im Detail, im Kleinen, in der unscheinbaren Geste, die das Reizwort "Observanz" einschließt? Haben uns die Observanzen noch etwas zu sagen, wenn sie nur Regelwerk sind, ohne ihren Geist zu zeigen? Hat die Observanz überhaupt noch einen Sinn, wenn sie wie getrennt scheint von ihrem Ziel, nämlich zu Gott zu führen? Das Wohin des Mönchtums wird entscheidend sein für seine Zukunft. Wesentlich ist jedoch nicht Zahl und Größe, Ansehen und Wirkmächtigkeit, sondern das Vermögen, sich auf Gottes Liebe auszurichten, wie bescheiden und kläglich das auch ausfallen mag.
Freitag, 17. Juni 2011
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