Wegkreuz im Frühling
In Zeitschriften und in Internetveröffentlichungen begegnen immer wieder Texte, die auf die didaktischen und katechetisierenden Elemente der Liturgie hinweisen. Wenn ich so etwas lese, frage ich mich sofort: Was haben die Verfasser im Auge und auf welche Art von Liturgie wenden sie diese lobenden Worte an? Unter anderem gibt es diejenigen, die man gemeinhin als konservativ-traditionell bezeichnen würde. Sie halten am Latein als Liturgiesprache der römischen Kirche fest und begründen ihre Einstellung (vereinfachend) oft mit der langen und heiligen Tradition. Sie haben recht, und das will ich nicht unter den Tisch kehren. Die anderen, denen vor allem an gestalterischen Elementen gelegen ist, die die Liturgie mitfeierbar und verstehbar machen sollen, bringen nicht weniger gut durchdachte Argumente vor, z.B. die Vorgaben der Liturgiereform nach Vatikanum II. Auch sie haben recht. Was veranlasst mich aber nun, diese Zeilen schreiben zu wollen? Ich frage mich, wo echte didaktische und katechetisierende Elemente in der Liturgie überhaupt wahrgenommen werden - von Traditionellen wie von Reformfreudigen. Als traditionelles Elemente werte ich beispielsweise die Haltung beim Gottesdienst. Der Zisterzienserritus kennt als vornehmste Haltung das aufrechte Stehen. Der Mönch und Konverse betet so sehr oft, besonders aber in Zeiten, wo ihm das Knien untersagt ist (wie an den Feier- und Festtagen, während der Osterfeier...). Für ihn ist das Stehen nicht weniger ehrfurchtsvoll als das Knien. Die höchste Form der Verehrung ist deshalb im Zisterzienserritus die tiefe Verneigung, während er die Beugung nur eines Knies erst relativ spät eingeführt hat - und diese Einführung vor allem der Romanisierung geschuldet war, die immer weiter um sich greifen konnte (nach 1500). Es ist verständlich, dass diese Art von Didaktik und Katechese nichts für den heutigen Menschen ist, behaupte ich gehässigerweise. Sie strengt an und fordert den Menschen, der sich ihr aussetzt. Sein Gebet wird zum physischen Ausdruck der Hinwendung zu Gott, die sich nicht trennen läßt in mystische und körperliche Erfahrung. Dass Gott den Menschen fordert, der sich ihm zuwendet, gehört zum Erbe des Christentums, ist unabänderliche apostolische Überlieferung. Im Gottesdienst hat die Gemeinde Anteil an der realen, aber im gewissen Maße auch transzendenten unnahbaren himmlischen Liturgie. Der Gottesdienst der Kirche ist auch undn besonders Ausdruck des Glaubens der Kirche. Und er ist nicht Leistung von zu ihm verpflichteten Klerikern, sondern wesentlicher Bestandteil des kirchlichen Lebens. Für die Mönche war es während langer Jahrhunderte einfacher, diese Grundwahrheit zu leben, da sie des Lateins zumeist kundig waren. Deshalb konnten sie im Gottesdienst Geist und Körper vereinen und dadurch auch ihren Glauben bekennen und stärken. Wellness war und ist das nicht, auch kein weihrauchgeschwängerter Ort mystischer Verzückung. Aber er war und sollte sein ein Ort der Gottesbegegnung. Hinter allem Suchen und Tasten in der heutigen Zeit steht die Sehnsucht (ein starkes Wort, fürwahr!) nach Gottes Gegenwart. Ein sehr echter und authentischer Ausdruck für diese Gottsuche ist das brennende Herz der betenden Gläubigen, das physisch und geistlich zum Ausdruck kommt, wenn Leib und Geist sich jenseits aller Bequemlichkeiten der Gegenwart Gottes in der Liturgie stellen. Wie schwer fällt das dem heutigen Menschen oft.
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