Ritusverwandschaft und die edle Einfachheit... Französischer Kartäuserpriestermönch während des Hochgebets
Fast jedesmal, wenn ich in der Kirche bin, denke ich an die Ehrfurcht, denke ich darüber nach, ob ich so ehrfürchtig bin, wie der Ort und mein Gefühl es verlangen. Ich falle wohl immer durch bei diesem Examen, da mein Denken schon zeigt, dass ich noch außerhalb stehe! Außerhalb der Glaubensgewissheit (welch eine Kombination!), dass durch meine Anwesenheit eine wesentliche Grundvoraussetzung der Ehrfurcht gegeben ist: Ich möchte Gott als den Heiligen, Starken und Unsterblichen bekennen. Und trotzdem bleibt immer ein schales Gefühl zurück. Ich sehe den Altar mit seinen Weihekreuzen und seiner Salbung, den eingebrannten Malen des sich verzehrenden Weihrauchs, die ölbenetzte Fläche des Opfersteins. Und ich erinnere mich, wie ehrfurchtgebietend unseren Vorfahren meist die Kirche war. Tausenderlei Vorbereitungen und Vorschriften waren zu bedenken, bevor der Gottesdienst gefeiert wurde. Lange Stunden zog sich die Konsekration einer Kirche hin, ohne dass jemand der Würdenträger den Kopf schütteln wollte ob dieser Zeitverschwendung. Liegt mein Notizbuch wirklich richtig, wenn es nur kurz beim Anzünden der Kerzen auf dem Altar landet? Bin ich wirklich bei der Sache, wenn das Reinigen der heiligen Gefäße eine Last zwischen zwei Verpflichtungen ist? Wo steht mir der Kopf, wenn ich peinlich darauf achte, die Stilrichtung von Altarkreuz und -leuchtern zu koordinieren, aber der Weg zu weit und viel zu beschwerlich ist, die Kerzen am Tag seiner Konsekration auch anzuzünden? Ich bezweifle, dass solches Verhalten mit meiner Bodenständigkeit zu tun hat. Es ist schon Verweltlichung, Säkularisation, wenn ich fürchte, Ehre zu erweisen, wem Ehre gebührt.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen