Mittwoch, 6. Juli 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden VII


Aus der 85. Rede:
10. Frage: Was heißt es, sich selbst zu verleugnen?
Antwort: Wer dieses Wort des Herrn in die Tat umsetzen möchte, der muss wie ein Mensch sein, der sich vorbereitet hat, auf das Kreuz zu steigen und nurmehr in seinem Geist den Gedanken an den Tod erwägt und der aus dieser Welt geht, während er sich betrachtet als jemand, der dem gegenwärtigen Leben fremd geworden ist. Das Kreuz, das ist tatsächlich ein Wille, der bereit ist, jedwede Becrängnis anzugehen. Und der Herr sagt, als er erklärt, warum das so ist: "Wer in dieser Welt leben möchte, der wird weitab vom wahren Leben verloren gehen, doch wer sich hier verliert um meinetwillen, der wird sich wiederfinden im zukünftigen Leben." (vgl. Mt 10,39). Das will heißen: "Wer derjenige, der sich auf den Weg des Kreuzes begibt und hierauf seine Schritte setzt, sich noch um dieses Leben sorgt, verliert er für sich selbst die Hoffnung, um deretwillen er losgegangen ist, um der Bedrängnis ins Antlitz zu sehen. Denn diese Sorge [um das Leben] erlaubt es ihm nicht, sich der Bedrängnis um Gottes Willen zu nähern, ganz im Gegenteil, durch ihre unablässige Gegenwart zieht sie ihn allmählich an sich, drängt ihn vom Kampf um das selige Leben ab und läßt in ihm diesen Gedanken [der Sorge] wachsen, bis sie ihn [den Menschen] besiegt hat.Doch wer in seinem Geist eingewilligt hat, seine Seele um meinetwillen zu verlieren, um meiner Liebe willen, der wird ohne Makel erscheinen und gerettet werden zum ewigen Leben. (...)
(Übers. aus. Isaac le Syrien. discours ascétiques. Trad. par le R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006)

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