Die hl. Väter Robert, Alberich und Stephan - Bildnis in Cîteaux
Es ist eine schwierige Sache, den "pater, dux et fundator" der Zisterzienser in rechter Weise zu würdigen. Bis heute begegnet man diesem Idealisten des 11. Jahrhunderts mit Vorbehalt. Als größter Ordensvater wird bei den Zisterziensern der hl. Bernhard von Clairvaux gehandelt - selbst Zisterzienser geworden erst zwei Jahre nach dem Tod des Gründervaters von Cîteaux unter dem dritten Abt dieses Klosters, Stephan Harding. Der hl. Robert mußte seinen Lebenstraum schon etwa zwei Jahre nach der Gründung wieder aufgeben: Seine (ehemaligen) Mönche in Molesme forderten ihn zurück. Für die Zisterzienser war Robert ihr "Vater seligen Andenkens" (Exordium Cistercii) und ihr "Hirte" (Exordium Parvum), dem sie Gehorsam gelobt und auf dessen Vision hin sie das "Neukloster" erst gegründet hatten. Doch eignet sich der hl. Robert wirklich als leuchtendes Vorbild? War er nicht schon in verschiedenen anderen Klöstern gewesen und war er nicht zeitlebens ein Suchender? Celle, Collan, Molesme, Cîteaux... ein echter Gyrovage, der immer unterwegs, niemals beständig ist? Braucht es dafür nicht einen hll. Bernhard, der ebenso wenig stabil ist wie sein großer Ordensvater Robert, der aber Ansehen und Größe verheißt, der durch Eloquenz und Unbeugsamkeit Kaiser und König beeindrucken kann. Wäre der hl. Robert noch nach Cîteaux gekommen, wenn er vom Aufstieg und Ruhm der Mönche des neuen Zisterzienserordens gewußt hätte? Die Frage ist müßig und ungerecht - erlaubt muss sie trotzdem sein, und sei es nur als Anfrage an uns Heutige. Um dem hl. Abt Robert ein literarisches Denkmal zu setzen, braucht es keine Eloquenz und keine Reputation. Der Vater und Gründer hat seine Vision niemals aus den Augen verloren, da bin ich mir sicher. Die zwölf Jahres, die er nach dem päpstlich befohlenen Weggang aus Cîteaux noch leben sollte, waren sicherlich Jahre des geistlichen Kampfes. Zu unterschiedlich waren die Lebensentwürfe hier und dort: Cîteaux, eine Einöde und Wüste, Molesme, ein Ort strengen Lebens nach der Benediktsregel. Darf ich das wirklich so schreiben? Als ob die einen dadurch den anderen zum lebendigen Vorwurf würden! Der Vision des hl. Robert entsprach sicherlich mehr die Wüste als das Großkloster. Und leider läßt sich zudem mit Visionen nicht gut leben. Das Evangelium entläßt die Christen in einen steten Kampf um das wahre Leben, das visionär und bodenständig zugleich ist. Der hl. Robert, unser Vater, Führer und Gründer, ist ein Visionär und ein Mann ohne Verdrehungen. Er hat seinen Schatz im Himmel gefunden und uns einen Vorgeschmack dieses Schatzes hinterlassen wollen, als er die Fundamente für das Neue Kloster legte.
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