Abbaye cistercienne de Tamié (um 1960)
Die frühen Gebräuche der Zisterzienser regeln auch die speziellen Fragen in den geprägten Zeiten. Wenn ein Festtag (ein Tag mit 12 Lesungen, wie er dort genannt wird) in die vierzigtägige Fastenzeit fällt, dann wird er mit gebührender Feierlichkeit begangen, auch am Aschermittwoch, der ja bei den Zisterziensern nur bedingt als Fastenbeginn angesehen wird. Der hl. Bernhard von Clairvaux spricht am Festtag der Verkündigung, wie es üblich ist, predigend zu seinen Mönchen - und weist sie darauf hin, wie reichlich der Tisch der Heiligen Schriften (man höre und staune!) an jenem Tag gedeckt ist. Zwei Eucharistiefeiern werden gefeiert, die erste vom Fastttag, die zweite vom Festtag. Jenseits aller Kleinlichkeiten bedeuten die Gebräuche dem Leser oder Hörer aber auch, dass darauf zu achten ist, bei der Festmesse die Knie nicht zu beugen, während bei der Messe vom Fasttag die Gemeinde sich über die "Formen" auf die Knie niederwirft. Ob wir heutigen Menschen nicht profitieren könnten vom Wissen der Vorväter um die "heiligen Zeichen" der Liturgie? Sind diese Zeichen nicht viel mehr, als bloße Regeln und Beiwerk, sind sie nicht tatsächliche und authentische Hilfestellungen zur unmittelbaren Gottesbegegnung im Gebet der Kirche? Weder ein unerbittlicher Rubrizismus noch laxe Nonchalance werden der Großartigkeit des Gottesdienstes gerecht, wie er in der Tradition auf uns gekommen ist. Seine Großartigkeit läßt sich übrigens nicht auf eine Sprache engführen, sondern eher auf die Heiligkeit seiner Substanz. - "Et Verbum caro factum est."
Samstag, 26. März 2011
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