Samstag, 4. Dezember 2010

Vorweihnachtliche Fastenzeit













Heute oft vielgeschmäht, zählte die Adventszeit bis vor wenigen Jahrzehnten auch noch offiziell zu den kirchlichen Vorbereitungszeiten, die sich durch das Fasten auszeichneten. Leider hat eine bestimmte römische theologische Lehrmeinung, die einzugrenzen und exakt zu bezeichnen nicht möglich ist, in der Freude über einige Errungenschaften hinsichtlich einer erneuerten Liturgie auch neue Interpretationen der Adventszeit gefunden. Schon die Liturgiereform Roms nach 1965 kann als nicht sehr gelungen bezeichnet werden. Das hat im Grunde nicht in erster Linie mit dem Ergebnis dieses umfassenden Neuentwurfs zu tun, sondern mit der Idee, die dahintersteckt. Zweifellos kannten sich die Reformer sehr gut aus in ihrem Fach, in der Liturgiegeschichte, und in der Theologie. Das reicht hingegen bei weitem nicht. Die Gelehrten haben einen neuen Ritus entworfen, ohne auf die Bedürfnisse der Kirche zu achten - grob und verallgemeinernd gesprochen. Die Umbruchssituation der 1960er Jahre brauchte, so läßt sich heute rückschauend sagen, den Schatz der Tradition! Ähnlich ist es auch mit den liturgisch wichtigen Zeiten der Vorbereitung. Natürlich ist der Advent eine Zeit der Erwartung, eine Zeit der Vorfreude und der Hingabe. Ein regelrechtes "Verbot" des adventlichen Fastens daraus abzuleiten, gehört in die unrühmliche Entwicklung einer Theologie, die sich vom Menschen und seinen tiefen Empfindungen entfernt hat. Der Liebende wird "fasten", wenn er ungeduldig auf den Menschen wartet, den er liebt. Was für eine Vorstellung also, den Advent zu einer trockenen liturgischen "Erwartungszeit" zu machen, in der sich die Haltung der liebenden Ungeduld nicht ausdrückt! Ob diese Zeit der vorweihnachtlichen Erwartung nun vier oder sechs Wochen umfasst (wie noch in frühen Dokumenten um 1150 bei den Zisterziensern) - das Fasten und die glühende Liebe, das ungeduldige Ausschauen und Suchen nach dem "Heiland", dem Erlöser und Retter, bleibt ein wesentlicher Bestandteil dieser Zeit. Sie läßt uns - wie jeder liturgische Feier - mehr oder weniger in der himmlischen Zeit stehen.

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