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Die Campus Galli-Baustelle mit Bebauungsplan. Bildquelle: Stadt Meßkirch |
Das faszinierende Projekt der experimentalarchäologischen Konstruktion des St. Galler Klosterplans in Meßkirch (ab dem kommenden Frühjahr) bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die monastische Infrastruktur des Landstrichs im Umland von Donau und Bodensee. Die Benediktinerabtei Beuron ist glücklicherweise involviert: Sie beherbergt ab Juli schon mal eine Gruppe von neugierigen Helfern, die von der Bischöflichen Akademie Aachen zu einer praxisnahen Exkursion motiviert wurden. Eine erste Einstimmung soll auch in der Abtei Kornelimünster / Aachen stattfinden, bei der grundsätzliche Fragen und Anforderungen geklärt werden. Die Benediktiner von Beuron galten vor nicht zu langer Zeit als die "Jesuiten" unter den Söhnen des hl. Benedikt. Ihr straffes Konzept galt mancherorts als typisch "jesuitisch", d.h. als verkopfte und reglementierte Militia, der die lebensfrohe benediktinische Monastizität gegenüberstand. Ob etwas Wahres hinter diesen Behauptungen stehen kann, muss der Kenner entscheiden. Jedenfalls war vor wenigen Wochen auf der Informationsseite zurm "Campus Galli" zu lesen, dass die Benediktiner von Beuron - das ja nur 18 km von der künftigen Baustelle entfernt ist - sich durchaus Gedanken zum Projekt machen. Gott sei es gedankt, kann man nur sagen! Und Gott sei gedankt auch dafür, dass die Karolingische Klosterstadt ein konfessionsfreies Projekt ist und bleiben soll. Dadurch kann sie ihrem Auftrag weit mehr gerecht werden, als wenn sie sich dem Diktat einzelner Richtungen beugen müßte. Ein Mönch von Beuron jedenfalls überlegt laut, welche Herausforderungen das mittelalterliche Mönchtum an die heutige Gemeinschaft von Beuron stellen könnte: Es könnte die Konzeption des Lebens sein, die sich deutlich unterscheiden würde. Der Mönch des 9. Jahrhunderts habe seine Lebenserfüllung in der Teilnahme am Gottesdienst gesehen. Das ließe sich - cum grano salis, möchte man dazwischenrufen - so nicht mehr in die heutige Zeit übertragen, wo viel flexibler mit den monastischen Regeln umgegangen werden könnte. Das stimmt - und stimmt auch wieder nicht. Es ist vielmehr die heutige Interpretation einer Lebenseinstellung, deren Auswirkungen auf das konkrete Leben ein gutes Stück weit nicht mehr nachvollzogen werden können. Wie die Konstruktion einer benediktinischen "Civitas" durch konkrete Vollzüge mittelalterlicher Gegebenheiten neue Einblicke in die heutzutage allzu starren Ideen geben könnte, bleibt abzuwarten. Wünschenswert wäre es allemal, dass sich das (mittel-)europäische 21. Jahrhundert seiner Wurzeln besinnt - nicht nur theoretisch und wie vom hohen Ross, sondern konkret und ohne pseudowissenschaftliche Scheuklappen.
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