Samstag, 16. Februar 2013
"Femen" versuchen sich in Notre-Dame de Paris
Vor Kurzem haben sich Mitglieder der wohl ukrainischen Gruppe "Femen" in der Kathedrale von Notre-Dame in Paris an einer Protestkundgebung gegen Unterdrückung versucht. Was kam dabei heraus? Halbnackte Frauen, perfekt ins derzeitige Schönheitsideal passend, hatten ihre Oberkörper mit Parolen u.a. gegen den Papst, gerade nach seiner Rücktrittsankündigung, beschrieben. In Notre-Dame veranstalteten sie, derart werbewirksam herausgeputzt, einen selbstbewußten Auftritt. Sie schlugen an die neuen Glocken von Notre-Dame, schrien ihre Parolen und setzten sich gekonnt zur Wehr gegen einschreitende Sicherheitsbeamte. Als Christ frage ich mich jetzt: Das selbstbewußte Auftreten der Frauen zielt scheinbar nicht auf ein Eintreten für tatsächliche Frauenrechte, sondern zielt gegen einen vermeintlichen Feind (ähnlich den "Staatsfeinden" der ehem. Sowjetunion, der "DDR", der Diktaturen allgemein): Dieser Feind heißt scheinbar "Insubordination" - im Sinne des fraulichen Femen-Diktats also: "Wer nicht glaubt, denkt und handelt wie wir, der sei im Banne." "Femen" hat das gekonnt dem vorherrschenden Denkmuster abgeschaut, das zu Genüge bekannt ist, in der Moderne, wie auch in der Vergangenheit. Heute will ein ungeschriebenes Gesetz die Menschen in eine bestimmte Richtung zwingen: die der Unterordnung unter bestimmte Verhaltensmuster der aufgeklärten Menschen - offen für alles, möglichst ohne Einschränkungen, mit einer sozialen Komponente der Gleichmachung aller Menschen. Das bedeutet aber auch: Der Schwächere bleibt am Ende zurück, denn der gleichgeschaltete Mensch ist nicht mehr gleich, sondern uniform und gesichtslos. Was die Vergangenheit betrifft, so lässt sich leicht rückschließen auf das, was Diktaturen wünschen: Vollkommenheit (nicht nur in der Unterwerfung, sondern auch im Denken und, wie interessant, im Aussehen!). "Femen" entspricht vollkommen diesem Ideal - der Diktatur, muss man leider sagen. Nicht nur die Verletzung der religiösen Gefühle ihrer Mitmenschen (die scheinbar keine Rolle spielen), sondern auch die nicht gerade friedlichen Manifestationen in Notre-Dame spiegeln einen Kampf wider, der sich wohl vor allem gegen einen "Feind" richtet, den man sich selbst schaffen musste. Die Christen eigenen sich tatsächlich gut - Eine Moschee wagt man erst gar nicht zu betreten, um seiner Wut Luft zu machen. Das Kirchengebäude, als Ort der besonderen Gottesgegenwart, trifft das Herz der "Femen"-Proteste, richtet sich ihr Kampf doch eher gegen alles, was nicht ihrer Lebenseinstellung entspricht. Solche psychischen Engführungen, die als Maßstäbe an alles gelegt werden, was nicht dem Ideal der eigenen Meinung gleichkommt, wurden auch in Notre-Dame zum Ausdruck gebracht - leider wieder in einer Art, die für Gott vielleicht mitleiderregend, für uns beschämend, für die Mitglieder der Protestierenden erbärmlich ausgefallen ist: Hier wurde nämlich wieder die Diktatur zum Maß der Dinge gemacht, was die Christen niemals gutheißen konnten und durften. Dass dadurch ein Teil der Menschen wieder mit Füßen getreten wurde, wird den "Femen"-Aktivistinnen wohl nicht mal mehr aufgefallen sein. Ein trauriger Protest, vor allem wohl deshalb.
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