Donnerstag, 28. Januar 2010

Dom Godefroid Bélorgey - Benediktinische Demut, Teil 1

Hier nun eine neue Serie von Vorträgen, die - wie die vorangehenden - den Novizen der Abtei Notre-Dame de Cîteaux gehalten wurden.
Diesmal geht es um die benediktinische Askese. Diese Gedanken wollen die Lehre darlegen, die mir selbst seit den Tagen des Noviziats in Notre-Dame de Scourmont durch einen großen Zisterzienser in meisterlicher Art vermittelt wurde. Ich schulde ihm viel und es ist mir eine liebe Pflicht, ihm an dieser Stelle meinen tiefen Dank auszusprechen als einer seiner Söhne.
Diesem Zisterzienser schien es nicht ausreichend, uns mithilfe dieser wunderbaren Gussform Gestalt zu geben, die unsere Observanzen bilden. Als wirklicher Novizenmeister hat er seine ganze Geisteskraft und sein ganzes Herz dafür aufgewendet, uns den Seelengrund unseres Lebens zu erschließen, die geistliche Methode, die uns der heilige Benedikt und unsere ersten Väter von Cîteaux hinterlassen haben. Er verstand es vor allem, uns den einzigartigen Wert der Demut zu vermitteln, indem er uns das siebte Kapitel der Regel kommentierend auslegte, wo unsere heiliger Gesetzgeber [d.i. Benedikt von Nursia] die ganze praktische Arbeitsweise darlegen wollte zur aszetischen Formung des einzelnen Mönchs.
Um das Ordensleben richtig zu verstehen und es in seiner Fülle zu leben, genügt es tatsächlich nicht, den Tagesablauf und die hauptsächlichen Übungen zu kennen und sich von ihnen tragen zu lassen. Es ist dann auch nötig, den inneren Anspruch und die Art und Weise des intimen Austauschs mit Gott für sich zu entdecken. Man spricht leichthin von einer Spiritualität des Karmel, derjenigen des hl. Ignatius von Loyola usw... Können wir jedoch auf Anhieb die Wesensmerkmale der Spiritualität zusammenfassen, aus der wir leben?

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S. [21-23])

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