Dienstag, 26. Juni 2012

Tradition und Traditionalismus


Momentan stellen sich einigen Menschen, z.B. HIER, bedrängende Fragen: Was wird aus der Kirche, wenn die Einigung mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. und ihren Anhängern nicht zustande kommt? Darf sich die "Priesterbruderschaft SPX" überhaupt zu einer Einigung mit Rom durchringen? Ist es nicht viel besser, Stachel im Fleisch der "Konzilskirche" zu bleiben, anstatt sich von einer dekadenten römischen (=häretischen!) Kirche ge-(bzw. miss-)brauchen zu lassen?
Unwillkürlich drängen sich dem etwas über den Tellerrand Hinausblickenden Assoziationen ganz anderer couleur auf: Da sind die russischen Altgläubigen des 17. Jahrhunderts, die sch entschieden gegen die Reformen der russischen Kirche wandten, um den wahren Glauben zu retten. Sie waren beseelt vom Verlangen nach Weitergabe der jahrhundertealten Traditionen ihrer Kirche - sie wollten die alten Riten und Gebete, die alten Traditionen und Bräuche bewahrt wissen, damit die Kirche nicht ebenso wie der damalige Staat den Verderben bringenden Enflüssen der Säkularisierung ausgesetzt bleibe und daran zugrunde ginge. Freilich waren die Umstände der russischen Kirche andere, als in Rom oder Ecône - um bei den plakativen Begrifflichkeiten zu bleiben. Und doch kann es in hohem Maße erschrecken, wie ähnlich Menschen völlig unterschiedlicher Mentalität reagieren. Liest man Beiträge theologisch durchaus gebildeter römisch-traditionalistischer Menschen zugunsten der entschiedenen Haltung der Priesterbruderschaft SPX, könnte sich mit Leichtigkeit der Eindruck aufdrängen, dass diesen Eiferern der heiligen Sache einzig eine Geburt beispielsweise in Rußland oder Griechenland abgeht, die sie zu gleich vehementen Verfechtern der ultraorthodoxen Sache gemacht hätte! Das sind keine beruhigenden Gedanken. Sie zeigen vielmehr, wie wenig es noch um den Dreifaltigen Gott und das Evangelium geht bei den erbitterten Diskussionen. Es geht um die Verhärtung der Positionen - sowohl bei Romtreuen und Romkritikern, als auch bei Orthodoxen und Ultra-Orthodoxen, denjenigen also, die sich, aus Liebe hoffentlich!, schon oberhalb der Orthodoxie positionieren. Im deutschen Sprachraum, und im Orden auf internationaler Ebene, ist unser Kloster Mariawald bekannt geworden durch einen Reformversuch ungewöhnlicher Art. Nach massiver Schrumpfung der Klostergemeinde in den letzten 30 Jahren - also nach den Reformen der Nachkonzilszeit - versuchen Abt und ein Teil der Klostergemeinde, durch die Rückbesinnung auf die Gebräuche der frühen 1960er Jahre, dem Kloster neue Lebensperspektiven zu ermöglichen. Und auch hier drängt sich der Eindruck auf, die Liebe zur Tradition versperre die freie Sicht auf die Grundlage unseres Glaubens. Über lange Jahrhunderte hinweg wurde im Zsterzienserorden treu bewahrt, was zum "Patrimonium" des Ordens gehört: Die Art und Weise, sich als Mönch auf die Suche nach Gott zu machen. Dazu gehören verschiedene Elemente, die wesentlicher Art sind: Ein monastisches Leben in Einsamkeit und Schweigen, das Fasten und die Abstinenz, das Gebet und die Lesung der Heiligen Schrift und der Väter. Dazu gehören jedoch nicht zwingend: Die lateinische Sprache (denn von ihr wurde sogar schon im 12. Jahrhundert bei der Sakramentenspendung dispensiert, wenn jemand sie nicht verstand), ein bestimmter "Stil" (denn was heute als traditionell gilt, etwa "römische" Kaseln, sind auch nur -späte- Entwicklungen, die gerade in der Zisterzienserliturgie sekundär sind), das legalistische "Pensum" der Frömmigkeit (denn es unterscheidet sich fundamental vom "officium" als heiliger Pflicht, zu welchem selbst die Eucharistiefeier in Ausnahmefällen in der Hohen Zeit des Zisterziensertums nicht gehört...). - Wie wohltuend könnte es sein, wenn die begeisterten Reformer von einst den begeisterten Reformern von heute zuhören könnten (et vice versa) und wenn beide weniger Ideologie und mehr Theologie (und zwar die echte) lebten.

Sonntag, 24. Juni 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - VII


Hl. Johannes der Täufer, der Vorläufer des Herrn! Der Geburtstag des großen Zisterzienser-Patrons, des hl. Johannes des Täufers, ist ein besonderer Festtag, zumal jeder Pilger den Ort seiner Geburt in der Bannmeile Jerusalems verehren kann und sollte. Wo zur Zeitenwende das Haus des Priesters Zacharias, des Vaters des Vorläufers, stand, erhebt sich heute ein Kirche auf alten Fundamenten: St. Johannes im Gebirge nannten die Kreuzfahrer diesen Ort - wohl um ihn von "St. Johannes in der Wüste" zu unterscheiden.

Dort nämlich, etwa drei oder vier Kilometer entfernt, wird der Ort verehrt, an den sich Johannes zurückzog, um sich auf seine Predigttätigkeit vorzubereiten - durch Gebet, Einsamkeit, Fasten, Abstinenz und Buße: Genau deshalb ist er der Patron der Zisterzienser.
In der Geburtsgrotte des hl. Johannes in "St. Johannes im Gebirge" / En Kerem sieht man unter dem Altar den in Marmor eingefassten Gebortsort des Vorläufers.

Viele Pilger kommen dorthin, um diesen Ort zu verehren, ihn zu küssen und um dem hl. Johannes ihre Verehrung zu erweisen. - Ein Hymnus der Kirche zum Festtag:

"Das Andenken des Gerechten mit Lobgesängen! Dir aber, Vorläufer, gilt das Zeugnis des Herrn; erwiesen hast Du Dich doch wahrhaft als ehrwürdigster der Propheten, da Du gewürdigt wurdest, Ihn in den Wogen zu taufen, den Du verkündigt hast. Um der Wahrheit willen hast Du freudig gelitten, verkündet hast Du auch denen in der Hölle Gott, der erschienen ist im Fleisch, der hinwegnimmt die Sünden der Welt, und uns entbietet das große Erbarmen."

Samstag, 23. Juni 2012

Eine neue Seite über "Das Zisterzienserleben nach der Benediktsregel"

Gestern bin ich über die Vereinigung "ARCCIS" (oder auch HIER mit einer deutschen Präsentation)zur relativ neuen Seite eines französischsprachigen Zisterziensers geführt worden: "Vie cistercienne selon la règle de saint Benoît" - Zisterzienserleben nach der Regel des hl. Benedikt. Es verspricht, interessant zu werden. Der "compatriote" setzt sich mit ganz anderen Fragen auseinander. Und ich habe mit großem Interesse in seinen Notizen gelesen.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - VI


Auf einer Pilgerreise stellt sich immer wieder die bedrängende Frage, wie sich das Bemühen um ein effektiveres geistliches Leben auf die persönliche Gottesbeziehung auswirkt. Und es stellt sich zwangsläufig auch die Frage, nicht minder bedrängend übrigens, inwieweit ich die intensive Beziehung zu Gott überhaupt wünsche. Die glühende Mittagshitze in Israel kann für die brennend heißen Fragen stehen, die einem immer wieder durch den Kopf jagen. Ist es nicht viel angenehmer, sich nicht von Christus ergreifen zu lassen? Ist nicht der arm dran, der in die Hände des lebendigen Gottes fällt? (Frei nach der Heiligen Schrift zitiert!) Beide Fragen lassen sich positiv beantworten: Es ist angenehmer, so in den Tag hineinzuleben, ein sozial geschultes Gewissen zu haben und danach zu handeln. Denn Christus fordert heraus. Obwohl er sich nicht zurückhält mit seiner Liebe, sind wir frei, zu antworten. Und das ist gerade nicht die Problematik! Wie viel drängender ist doch die Suche nach dem lebendigen Gott, selbst wenn man sie abzustreifen versucht. Denn es bleibt die innere Gewissheit, dass ein einziger Tag in den Vorhöfen Gottes - also bei Gott! - besser sein wird, als alle vergleichbaren Ausflüchte und Ausweichmöglichkeiten. Alles kühle Planen und alle Berechnung, sogar alle Beschwichtigungen, dass Gott schließlich größer ist als man erfassen kann, bleiben hinter der Erfahrung der Gottesliebe zurück. Gott fordert alle, die sich ihm überlassen. Er fordert nicht zu viel, aber sehr viel. Es wird allerdings um einiges ärmer zurückbleiben, wer aus Angst vor dem Abenteuer Gottes auf die Bequemlichkeit setzt. Die Glut des Mittags wird bleiben, nur wird sie ohne Gott schier unerträglich oder totlangweilig.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - V


Auch das gehört heute untrennbar zum Heiligen Land: Das enge Zusammenleben der verschiedenen christlichen Denominationen. Allerdings darf dem Begriff des Zusammenlebens keine zu tiefgehende Bedeutung beigemessen werden: Es handelt sich oft um mehr oder weniger intensive Zweckgemeinschaften - wenn überhaupt. Das obige Photo zeigt links den offiziellen Eingang zur Visitatio-Kirche, der von den Franziskanern betreuten Wallfahrtstätte am Ort der "Heimsuchung Mariens" im Jerusalemer Vorort En Kerem. Rechts sieht man ein Gebäude des 19. Jahrhunderts, das zum ausgedehnten Komplex des russischen Frauenklosters "Gorny Monastery" (russ. Горний монастырь)gehört und gerade einer umfangreichen Renovierung unterzogen wird. Obwohl heute nur noch ein verschlossener Nebeneingang dieses relativ großen Klostergeländes der "Russischen Kirchlichen Mission in Jerusalem" (russ. русская духовная миссия), beeindruckt die geschmiedete Portalfront beider Eingänge durch ihre geschlossene künstlerische Komposition. Ein Symbol für gelungene interkonfessionelle Symbiose in einem mehrheitlich nichtchristlichen Land? Es ist ein hoffnungsträchtiges Symbol, aber keines, das der Wirklichkeit entspricht oder ihr nahekommt. Die römische und die russische christliche Denomination sind beide nur allzuoft gefangen im Schubladendenken vergangener Jahrzehnte. Es ist wichtig, die Grundlagen des christlichen Glaubens zu verteidigen, notfalls auch gegen Angriffe aus den eigenen Reihen - sprich: gegen die feige Häresie. Aber es ist ebenso notwendig, sich den Grundlagen des christlichen Glaubens zu stellen, wenn es um Ansprüche und Rechte geht, wenn Ehren oder Machtspiele im Spiel sind. Wenn das Spiel um Ansehen zur todbringenden Wunde im eigenen Leib wird.

Samstag, 16. Juni 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - IV


Es hat Tradition, die einzelnen Kirchen im Heiligen Land oder andernorts an ihren Festtagen zu besuchen und die Festgottesdienste mitzufeiern. Am 15. Juni bin ich allerdings nicht aus Traditionsbewußtsein zur Vesper in das Gorny Monastery der russischen Mönchinnen gegangen. So kam ich eher zufällig dort an, als man sich zum Vespergottesdienst für das Patronatsfest der relativ neuen Hauptkirche rüstete: Das Fest aller Heiligen der Russischen Lande, das andernorts am folgenden Sonntag gefeiert wird. Nach altem Brauch wird der Gottesdienst vor Feiertagen als Nachtwache begangen: An die Vesper(n) schließt sich ohne Pause der Nachtgottesdienst an. Nunmehr im Bilde, bin ich heute zum Vespergottesdienst den Berg zum Kloster hinaufgestiegen, um den Feiertag mitzufeiern. Die (alt-)kirchliche Ordnung beschränkt sich nicht auf sinnentleertes Bewahren, sondern ist ein Geschenk an die mitfeiernde Gemeinde: Heute durften wir den Feiertag ausklingen und den Sonntag beginnen lassen - wieder mit einer Nachtwache. Da diese Zeilen als modernes Itinerarium gedacht sind, sollen sie auch moderne Gedanken enthalten, die mir gekommen sind:
Es ist die Modernität des Mönchtums, die mir in den Sinn kam. Vor Zeiten wurde das Mönchtum als Segen für die Kirche angesehen. Nicht, dass man die Mönche achtete, weil sie durch ihre Profess zu Quasi-Klerikern wurden, oder weil sie hinter unzugänglichen Mauern ein geheimnisvolles Leben führten. Der spürbare Segen des Mönchtums ging vielmehr von der Gewissheit aus, dass alle Gläubigen an einem Strang zogen. Der Dienst der Mönche - z.B. der Gottesdienst - war nicht klerikale Verpflichtung, sondern wurde als Dienst der ganzen Gemeinde wahrgenommen, den die Mönche mit besonderer Hingabe ausübten. Das sind eben die modernen Gedanken: Die Gottesdienste der Kirche, die vom Menschen Standhaftigkeit, Zeit und Kraft verlangen, sind ein Geschenk für die Gemeinde, die nicht auf die Uhr starrt. Insofern war der Festtag des Gornenskij Klosters eine Lektion und ein geistlicher Anstoß.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Origenes - 29 Predigten über die Psalmen wiederentdeckt


Bild: Wikimedia commons
In der Ausgabe vom 12. Juni hat "L'Osservatore romano" von einem bedeutenden Fund in der Münchner Staatsbibliothek berichten können: Demnach entdeckte die italienische Philologin Marina Morin Pradel am 5. April 2012 in einer griechischen Handschrift der Bibliothek, BSB Cod. graec. 314, 29 bisher nicht publizierte Predigten des großen antiken christlichen Gelehrten Origenes. Für die Zisterzienser ist dieser Fund deshalb von Interesse, da die Ordensväter seine Schriften im Gottesdienst gelesen un somit "rezipiert" haben.

Der geistliche Kampf - Antwort auf Vandalismus und Verfolgung

Wie u.a. auf "christianophobie.fr", siehe auch HIER, mitgeteilt wird, häufen sich in den letzten Tagen die Angriffe auf Kirchen: Am 13. Juni Profanation einer Kirche in Syrien, dann Vandalismus in französischen Gotteshäusern. Ganz zu schweigen von den täglichen Angriffen auf Christen in verschiedenen Ländern der Welt. Dass, als Antwort darauf, die Christen nicht zu einem Feldzug gegen die Ungläubigen aufrufen, entspricht den Grundsätzen des Evangeliums. Dass sie nicht untätig bleiben, sondern in einen anderen Kampf eintreten, ist den Christen aufgetragen. Sie sollen die geistlichen Waffen benutzen, die u.a. der Apostel Paulus (Eph 6) aufzählt: Wahrheit, Gerechtigkeit, Glauben, und das alles durch das Schwert des Geistes, das Wort Gottes! Anders kann dieser "Kampf", der ein wirklich geistlicher ist, nicht verstanden werden. Das Wort Gottes ist der Schlüssel dieser Schlacht für die Christen, die vor allem und zuerst bei sich selbst diese Schlacht auszutragen haben, indem sie das Hauptgebot der Liebe mit ihrem Herzblut einzulösen versuchen. Das erfordert größeren Mut, als Maschinengewehrfeuer (auf zum Teil Unbewaffnete), als Menschenopfer zur Sühne für einen erzürnten Gott (der wie klein und menschlich eigentlich ist?) und Hiebe mit der Spitzhacke (auf wehrlose Bilder der Heiligen). Es gelten die Seligpreisungen, und zwar mehr denn je. Sie sind keine Vertröstung, sondern heilbringendes Lebensprogramm des Evangeliums.

Montag, 11. Juni 2012

Apostelfasten - Ein Aufruf des Patriarchen der melkitischen Kirche zu Gebet und Fasten

In den Kirchen des Ostens beginnt alljährlich am Montag nach dem Oktavtag von Pfingsten das "Fasten der Apostel [Petrus und Paulus]", auch "Petrusfastenzeit" genannt. Es dauert bis zum Festtag de Apostelfürsten (29. Juni) und ist demnach, je nach Ostertermin und -berechnung, länger oder kürzer. In diesem Jahr, so berichtet die "Agenzia Fides" in DIESEM ARTIKEL, leider nur auf Französisch, hat der Patriarch der Melkitischen Kirche, Gregorios III. Laham, besonders zu Gebet und Fasten für die Menschen in Syrien aufgerufen. Die desolate politische Lage und die ungewisse Zukunft sind für die Menschen und vor allem die Christen in diesem Land eine gravierende Herausforderung und Prüfung. Zahlreiche Tote und Verletzte, nicht zuletzt durch ein grausames Vorgehen bewaffneter Einheiten, sind zu beklagen. Extreme isalmistische Gruppierungen werden diese Unruhen nutzen, um nach einem möglichen politischen Umsturz unter Verschärfung der gewalttätigen Vorgehensweise ihre religiöse Sichtweise und Gesetzgebung durchzusetzen, wie Kenner der Lage vermuten (so auf "L'Observatoire de la Christianophobie", oft zitiert in den letzten Tagen). Es wäre gut und richtig, wenn sich auch die Christen des Westens mit ihren Schwestern und Brüdern solidarisch zeigen könnten und dem Aufruf des Patriarchen Folge leisteten, um durch vermehrtes Gebet und Verzicht in der Liebe zu Gott und dem Nächsten zu wachsen. Im Zeitalter kommunikativer Netzwerke wäre es etwas Großes, in der zwischenmenschlichen Beziehung wieder sehr konkret zu werden.

Sonntag, 10. Juni 2012

Eine Antwort auf die Enthauptung eines tunesischen Christen...

Leider nur auf Französisch, aber zumindest für all diejenigen von Nutzen, die diese Sprache einigermaßen beherrschen: Informationen und Gedanken zur rituellen Enthauptung eines jungen Christen aus Tunesien. "Ein Opfer vor Gott ist ein betrübter Geist; ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verachten." (Ps 50,19)

Samstag, 9. Juni 2012

Christenverfolgung und ritueller Mord - die Enthauptung eines tunesischen Christen

Die Seite des "L'Observatoire de la Christianophobie" hat heute als Antwort auf die rituelle Abschlachtung eines zum Christentum Konvertierten in Tunesien eine Bittschrift an den französischen Minister Laurent Fabius gesandt und wenig später HIER veröffentlicht. Dem Islam wird durch diese grausame und sinnentleerte Tat von Extremisten nicht gedient - viel weniger noch der religiösen Sache, in deren Mission er sich sieht. Tatsächlich gehören Feigheit und Grausamkeit nicht zu den Tugenden, die der Islam als solche anerkennt. Genau auf sie gründet sich jedoch das abscheuliche Gräuel der rituellen Ermordung eines jungen tunesischen Christen. "L'Observateur de la Christianophobie" scheint sichere Informationen darüber zu besitzen, dass dem französischen Außenministerium Details zu diesem Mord bekannt sind. Daher forderten die Redakteure den Minister Fabius auf, alles in seiner Macht stehende zu tun, das Geschehene aufzuklären.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Märtyrer Christi - Blutzeugnis aus Liebe zu Christus heute

Über "orthodoxologie" bin ich auf diese Seite geführt worden, deren Bild ich auch diesem Beitrag voranstelle: Vor wenigen Tagen wurde in Tunesien ein junger Christ öffentlich und rituell enthauptet, der sich zuvor vom Islam zum Christentum bekehrt hatte. Die sich als Gläubige des Islam bezeichnenden Aggressoren dieses religiös motivierten Mordes haben die Enthauptung gefilmt. Ein Journalist, der dieses Video veröffentlicht, fragt sich, ob das der Islam ist, der sich da zeigt. Auch das ist der Islam, soviel ist sicher. Ich habe das Video nicht lange angesehen - nicht der Grausamkeit wegen, die verstörend ist, sondern weil es mir nicht möglich ist, ein so erhabenes Glaubenszeugnis, wie das des Blutvergießens für Christus, wie ein Aussenstehender "anzusehen". Leider zeigt sich auf grausame Art und Weise, wie wenig dieser radikalisierte Islam auf den schaut, den er Allah nennt, und den er als den Einzigen zu bekennen meint. Der oben verlinkte Bericht auf "christianophobie.fr" muss hier eine entstellte Fratze des Islam vorstellen. So jedenfalls haben es die Brüder von Notre-Dame de l'Atlas gesehen und interpretiert, die selbst ein Blutzeugnis gegeben haben, die selbst enthauptet wurden, womöglich auf ähnliche Weise. Der junge tunesische Christ, der sein Leben für Christus gegeben hat, konnte vielleicht denen vergeben, die ihm als seine "Brüder" das irdisches Leben nehmen wollten. Er ist sicher jetzt auch unser Fürsprecher, die wir um sein Martyrium wissen. Wie lebe ich jetzt weiter und wann fange ich an, wirklich zu leben? Ich schließe mich der Bitte des Bloggers auf "christianophobie.fr" um das Gebet für den tunesischen Blutzeugen, aber auch für seine Schlächter an, das nicht leichthin über unsere Lippen kommen wird.

Montag, 4. Juni 2012

Iwan Schmeljow - Pfingsten...

Aus gegebenem Anlass hier eine "Hommage" auf den russischen Schriftsteller Iwan Schmeljow mit einem Auszug aus seiner Beschreibung des Pfingstfestes in "Wanja im heiligen Moskau": Iwan Schmeljow: Auszug aus „Pfingsten“ (Wanja im heiligen Moskau, S. 117 f.) „… Morgen, am heiligen Pfingstfest, wird der Herrgott kommen und die ganze Erde durchwandern. Auch uns wird er besuchen. Wie froh sind wir darob, gelt? […] Wir ziehen mit Blumen beladen in die Kirche. Ich trage einen Strauß Maiglöckchen mit einer großen Pfingstrose in der Mitte. Die Einfriedung an der Kasanschen Kirche verschwindet ganz im Grün der Birken. Die Stufen sind so dicht mit Gras bestreut, dass man darin mit den Füßen einsinkt. Es duftet nach grüner Wiese, nach zertretenem feuchtem Gras. Am Portal kann man für lauter Birken gar nichts sehen; alles stößt dort mit den Köpfen an und schiebt die Bäume auseinander. Es ist, als beträten wir einen Hain. In der Kirche umfängt uns grünliche Dämmerung und Stille; man hört keine Schritte, denn alles ist durch das hier verschüttete Gras gedämpft. Und der Duft ist so ganz ungewöhnlich, penetrant und grün – es ist sogar etwas schwül. Die Ikonostasis ist kaum sichtbar; nur hier und dort glitzert sie golden und silbern zwischen den Birken hervor. Im grünen Laube glühen die Lampadas. Die Gesichter der Heiligen auf den Ikonen blicken uns aus diesem Birkengehölz ganz lebendig an. Birken schauen auch zu den Fenstern herein, wie wen sie ebenfalls beten wollten. Allenthalben prangen Birken: an den Kirchenbannern, an der Kreuzigungsikone un über dem Kerzenstand, wo ich stehe – hier bilden sie gleichsam eine Laube über uns. Die Sänger sind unsichtbar, auch die Chorstallen. Der Gesang tönt von irgendwoher, hinter den Birken hervor. Birken stehen auch am Altar – ihre Blättchen neigen sich auf den Tisch des Herrn herab. Es sieht so aus, als wachse Gras auf dem Altar. Vor dem Ambon ist es so dicht verschüttet, dass sich der Diakon mit seinen Füßen darin verwickelt; wenn er durch die „Zarenpforte“ zum Altar schreitet, stößt er mit den Schultern an die Birken, so dass sie über ihm aufrauschen. Das ist doch gar keine Kirche mehr, sondern etwas ganz anderes, Fröhliches. Ich lausche – man singt [den bekannten Hymnus] „Stilles Licht des heiligen unsterblichen Ruhmes“ und gleich danach den Psalm den mir Gorkin gestern vorgesungen hat, eine so ungewöhnliche, sieghafte Melodie: „Wer ist Gott, außer dem Herrn? Du bist der wun-der-schaf-fende Go-ott!…“ Ich schaue Gorkin an – hört er wohl zu? Sein Kopf ist zurückgeworfen, er singt mit. Auch ich stimme ein und summe vor mich hin. Das ist doch gar nicht unsere Kirche: dies ist etwas ganz anderes, irgendein heiliger Garten. Und wir sind nicht hierhergekommen, um zu beten – sondern um zu einem Feste Blumen darzubringen. Auch dort am Altar ist alles anders. Dort schaut zwischen den Birken unsichtbar der Herrgott auf uns hernieder – unsichtbar sind für uns die drei geheimnisvollen Gesichter auf der Ikone der heiligen Dreifaltigkeit. Mir ist jetzt gar nicht mehr bange. Denn mit uns sind all diese Birken, Blumen und Gräslein hierhergezogen – und wir alle, wir Sünder, und die Erde selbst, welche nun zum Leben erwacht ist, verneigen uns in Anbetung vor ihm. Aber er ist unter der Birke gegenwärtig. Er ist jetzt mitten unter uns, ganz nahe – er ist nunmehr vollständig unser!

Sonntag, 3. Juni 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - III

In fast allen Ostkirchen wird heute das Pfingstfest gefeiert. Der Festtag gilt nicht nur als Geburtstag der Kirche, sondern auch als "Namenstag" der Erde - eine Volksüberlieferung, die sich wohl aus dem Festgeheimnis der Vollendung der neuen Schöpfung ableitet. Der Tag ist dem Geheimnis der Dreifaltigkeit geweiht, der Vollendung auch des Menschen im Vorbild der Apostel, die der Herr mit großer Weisheit beschenkt hat. Durch sie wurde die Botschaft des Evangeliums in der Welt verkündet.
Am Pfingsttag waren sie alle beisammen, im Obergemach neben dem Abendmahlsaal, so wird gesagt. Heute steht an dieser Stelle ein Gebäude der Kreuzfahrerzeit, von dem nur noch Reste den ursprünglich vorhandenen Kirchbau anzeigen. Das Bild wurde aufgenommen in eben diesem Obergemach, das zur Feier des Tages geöffnet war. Durch das rechte Fenster sieht man (mit Mühe...) in den Abendmahlsaal hinab. Links führt eine Tür in den Vorraum des heute zweigeteilten, gotsch gewölbten Saals. Bei meiner Betrachtung zum Pfingstfest also stand mir nicht die Herrlichkeit der tosenden Geistsendung vor Augen. Es war die doch nicht so triumphalistische Zurückgezogenheit der jungen Gemeinde, versammelt um die Gottesmutter und die Apostel. Selbst die unmittelbaren Augenzeugen des Auferstandenen mussten immer wieder aus der Lethargie aufgeschreckt werden, bevor sie wirklich begeisterte Zeugen des Evangeliums wurden. Im heutigen Jerusalem ist der Sonntag ein Werktag, an dem gearbeitet und gelärmt wird, wie an den anderen Werktagen auch. Es war eine seltsam anrührende Atmosphäre, inmitten von lautem Maschinengetöse immer wieder den Festhymnus von Pfingsten zu hören, den eine Gruppe russischer Pilger vor dem Abendmahlsaal sang, one sich vom Lärm der vorbeiziehenden Schüler stören zu lassen. Die glühende Hitze draußen unter einer unablässig vom blauen Himmel strahlenden Sonne konnte die Pilger vieler Nationen nicht abhalten, den Tag der Heiligsten Dreifaltigkeit - ob nun als Pfingsten oder als Dreifaltigkeitsfest - mit Andacht und Hingabe zu feiern. "Aus Angst vor den Juden" hatten sich di Jünger einst eingeschlossen und mussten vom Auferstandenen erst aufgerüttelt werden. Eine Wallfahrt ins Heilige Land kann aufrütteln und sehr hilfreich sein: Sie kann dabei helfen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und wahrzunehmen, was wirklich wichtig ist.