Sonntag, 19. September 2010

Die Ästhetik des Schweigens

Als Zisterzienser stellt sich mir immer die Frage: wie steht es um das Schweigen? und wann dann oft zu hören ist, dass das Stillschweigen ein Erkennungszeichen der Zisterzienser ist, dann denke ich: Sind wir denn noch Künstler des Schweigens, Künstler der Kommunikation? Die Kunst des Stillschweigens ist sicherlich nicht in einer gut ausgedachten Zeichensprache zu finden. Sie besteht eher daraus, auch im gesprochenen Wort das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren - Gott, unserem hauptsächlichen Kommunikationspartner, ob nur mittels unseres Mitmenschen oder unmittelbar. Das Kloster als Ort des Gebets wird automatisch zum Ort des Schweigens, wenn unser Gebet echt ist. Dann werden wir sensibel für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen und finden auch in der Trostlosigkeit das Schweigen nicht sinnlos, sondern nur schwer. Wer einmal eine Gemeinschaft erlebt hat, die echtes Schweigen praktiziert, der kann darin nichts Künstliches, wohl aber sehr viel Ästhetisches sehen. Das gute Schweigen ist wie die gute Kunst: Vor allem ist es dienendes Sein.
Es ist steht jenseits aller überholter Disziplin, deshalb bleibt es wichtig.

Samstag, 4. September 2010

Neuer Generalabt o. cist.


Am 2. September wurde in Rocca di Papa ein neuer Generalabt des o. cist. gewählt. Zum dritten Mal in diesem Jahrhundert fiel die Wahl auf einen Mönch der Mehrerauer Zisterzienserkongregation, nach Abt Kassian Haid von Wettingen-Mehrerau und Abt Sighard Kleiner von Hauterive zum zweiten Mal übrigens auch ein Mönch von Hauterive.
Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori hat seit 1994 die Klostergemeinde von Hauterive als Abt geleitet und war daselbst Nachfolger von Abt Bernhard Kaul.
Schon in der kurzen Zeit, die seit der jüngsten Wahl zum Generalabt vergangen ist, sind in den Medien Stimmen laut geworden, die sich durch diese Wahl neuen Wind in die alten Mauern der Zisterzienserfamilie erhoffen. Nicht nur die Österreicher (Heiligenkreuz) haben sich schnell zu Wort gemeldet und als eine Stimme aus dem Orden Hoffnungen in den Neugewählten gesetzt. Anonyme Schreiber wurden, was verständlich ist, konkreter und fordernder: Sie ersehnen für den von ihnen hochgeschätzten Zisterzienserorden einen monastischen Neuaufbruch, jenseits allen Nutzens und allen Tuns und Schaffens. Ich schließe mich diesen Wünschen von ganzem Herzen an. Auch wenn es große Ziele sind, die ins Auge gefasst werden - der geistliche Neubeginn, die endlich doch zu bewerkstelligende Einheit in der Zisterzienserfamilie, um nur zwei große Gnadengaben zu benennen - auch wenn diese Ziele tatsächlich momentan vor allem Sehnsüchte von nicht wenigen Schwestern und Brüdern sind, so zeigen sie doch vor allem herzliche Verbundenheit mit dem neuen Generalabt. Nicht nur eine Ordensfamilie, sondern auch die Kirche wäre auf dem falschen Weg, wenn sie die Geistesgaben, die Charismen, aussperren wollte.
Ad multos annos!
(Photo: Abbaye de Hauterive)