Freitag, 14. Mai 2010

Christi Himmelfahrt und die Osterkerze


Mittlerweile bin ich dünnhäutig geworden, wenn es um die Reformen in der Liturgie geht - vor allem um ihre Umsetzung. Und mittlerweile erscheinen mir diese "Reformen" oft genug als etwas geistlos, während manche alte Überlieferung, nunmehr dem Müllhaufen der Geschichte übergeben, das Herz und den Geist zu Gott erheben kann.
Die Frage, ob die Osterkerze ihren Ort bis Pfingsten im Altarraum haben sollte, ist nicht unbedingt schwerwiegend oder gar glaubensschwer. Allem zum Trotz gehört sie in die Kategorie der etwas gedankenlos eingeführten Neuerungen. Die Zisterzienser der Frühzeit haben ihr Osterlicht entzündet in der Osternacht, durften sich dann von ihm durchglühen lassen bis zur Komplet des Ostertags - und mussten bis zur Ersten Vepser des himmelfahrtstages warten, bis ihnen dieses Licht wieder aufstrahlen durfte. Nach der Komplet des Festtages wurde der "cereus paschalis" - eben die Osterkerze - entgültig gelöscht und aus dem Altarraum entfernt. Wenn man bedenkt, dass die Osterkerze eigentlich das Licht der feierlichen Nachtwache des Auferstehungsfestes ist, und wenn man vor diesem Hintergrund die Überlieferung unserer Vorväter bedenkt, dann leuchten die heute vorgebrachten Gründe für das Verbleiben der Kerze bis Pfingsten nur noch mäßig ein. Natürlich feiern wir bis Pfingsten Ostern! Aber können wir tatsächlich die Wirklichkeit des Himmelfahrtfestes verdrängen, die uns eindringlich bewußt werden will, wenn wir die Lesungen hören. Christus der Herr, Er geht von uns weg zum Vater! Das Licht der "Osterwache", das wir an Himmelfahrt noch einmal sehen dürfen, bleibt verborgene Wirklichkeit. Wir sollen nicht stehenbleiben, sondern dürfen weitergehen, auch und gerade als Mönche, denen nichts anderes aufgetragen ist, als Verherrlicher Gottes zu sein.
Gedanken, die weitergedacht werden wollen.

Sonntag, 9. Mai 2010

Blind geboren und doch mit Durchblick

In manchen Kirchen wird heute das Evangelium vom Blindgeborenen verkündet. Sprechend und hintergründig formuliert der Evangelist Johannes die Begebenheit um den Blindgeborenen, der sein Augenlicht wiederhaben möchte, und die Beteiligten aus dem jüdischen Volk, die teilweise mit Blindheit geschlagen sind. Der durch den Herrn Geheilte entzieht sich nicht seiner Aufgabe, Zeugnis abzulegen für die Wahrheit, die ihm widerfahren ist. Je eindringlicher die führenden religiösen Machthaber sein Zeugnis bekämpfen, desto trotziger tritt er ihnen entgegen und provoziert sie. Seine Eltern haben ihn schon längst verlassen und sich aus Angst abgewendet. Der junge Mann, ein Bettler und Nichtsnutz, ein Sünder, wie man meint, findet Jesus, erkennt in Ihm den Christus und bekennt seinen Glauben: "Herr, ich glaube!"
Ein beeindruckender Weg, ein Weg der Entsagung und Askese, ein sehr monastischer Weg. Bitte bei Gott für uns, junger Blindgeborener, dass auch wir wieder Christus, den Herrn, erkennen und in rechter Weise anbeten können.