Sonntag, 31. Januar 2010

G. Bélorgey, Benediktinische Demut, Teil 3

[...]
Welches sind also die Glaubenswahrheiten und die damit in Zusammenhang stehenden aszetischen Übungen, die der hl. Benedikt grundlegend dem Streben nach Gott zugeordnet hat? Wir finden sie gleich zu Beginn des Prologs seiner Regel. Es ist wie ein Trompetensignal, der schon Generationen aus dem geistlichen Schlaf aufrütteln will, in den sie immer wieder zu versinken drohen. Am Abend seines Lebens, wo er mit Nachdruck und Zartgefühl seinen geistlichen Söhnen die Früchte seiner Erfahrung nahebringen möchte, beginnt er damit, sie an das endgültige Ziel zu erinnern, das alle Menschen erwartet: Die ihr euch von Gott abgewendet habt durch den Ungehorsam, sollt umkehren und euch eurem Schöpfer zuwenden, der Ursprung und Vollendung von allem ist. Dann zeigt er das Mittel auf, wie diese Rückkehr zu bewerkstelligen ist: Meine Söhne, entsagt eurem Eigenwillen, um für den wahren König zu kämpfen, den Herrn Jesus Christus, und nehmt die kraftvollen und herrlichen Waffen des Gehorsams zur Hand.
Diese wenigen Zeilen lassen zwei grundlegende Glaubenswahrheiten in vollem Licht erscheinen, die logischerweise zwei praktische Konsequenzen haben:
Zuerst die unantastbare Herrschaft Gottes - Gott ist alles, folglich ist sein Geschöpf [ohne ihn] nichts. Das ist die Wahrheit, die zu erkennen und anzunehmen absolut notwendig ist und die durch die Übung der Demut das ganze Leben verändert.
Dann das Königtum Christi, das von seinen Untertanen einen echten und tiefen Gehorsam fordert.
Im übrigen ist der Gehorsam, der das ganze Leben des Mönchs durchformt, wie wir später sehen werden, nur ein wesentliches äußeres Zeichen der Demut.
So lassen uns die ersten Zeilen der Regel schon erkennen, was das Studium des siebten Kapitels klar ins Licht setzt: Die gesamte aszetische Methode des hl. Benedikt kann in der Übung der Demut zusammengefasst werden.

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éd. du Cerf 1948, S. 25-26 )

Freitag, 29. Januar 2010

G. Bélorgey, Benediktinische Demut, Teil 2

Jede Ordensgemeinschaft verfolgt zwei Ziele, ein hauptsächliches und ein sekundäres. Das erste und absolut notwendige Ziel ist für alle Orden gleich, trotz der offenkundigen Unterschiedlichkeit: Wie alle Christen, so sind auch jene, die sich ganz dem Herrn geweiht haben, geschaffen, um Gott zu verherrlichen, das heißt: um Heilige zu werden. Das hauptsächliche Ziel eines jeden Ordens ist somit die Heiligkeit seiner Mitglieder, die Vereinigung ihrer Seelen mit Gott in der Vervollkommnung der Liebe. Alle Kraftanstrengungen müssen darauf hinzielen, einem jeden die Möglichkeit zu geben, diese große göttliche Tugend zu erlangen.
Doch in dem Maß, in dem man sich Gott nähert, blüht die Liebe in den Herzen auf und man verspürt das Bedürfnis, sie in Werke der Nächstenliebe umzusetzen, die nunmehr aber sehr unterschiedlich sein werden. Deshalb haben die verschiedenen Ordensgemeinschaften sehr unterschiedliche Sekundärziele. Ihr Aufgabenbereich kann Gott als unmittelbares Ziel haben: das ist die Kontemplation, das Liebeswerk par excellence, um mit dem hl. Thomas zu sprechen (Summa theologica, IIa IIae, Quaest. 182, a. 2; vgl. ibid. a. 4, ad primum). In diesem Fall gehen das hauptsächliche und das sekundäre Ziel ineinander über. [...]
Alle Ordensgemeinschaften erstreben dasselbe Ziel, die Heiligkeit, doch eine jede Gemeinschaft ist, um dieses zu erlangen, mit unterschiedlichen Bedingungen ausgestattet. Man geht deshalb davon aus, dass ein jeder Orden zur Erlangung desselben Ziels diejenigen Wege benutzt, die ihm eigen sind. So erklärt sich die Existenz geistlicher Methoden, die die Gründer ihren Jüngern hinterlassen haben.
Eine geistliche Methode - wahrhaftig ein Begriff, der offensichtlich schwierig zu umschreiben und zu erklären ist! Ihn zu verstehen hingegen ist einfach. [...]
Die Definition einer geistlichen Methode läßt sich folgendermaßen formulieren: Eine geordnete Zusammenstellung von dogmatischen Wahrheiten und aszetischen, dazu im Verhältnis stehenden Übungen, die geeignet sind, schrittweise und sicher zur Vollendung der Liebe zu führen, welche das Ziel jedes Ordenslebens ist.

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S.[23]-25)

Donnerstag, 28. Januar 2010

Dom Godefroid Bélorgey - Benediktinische Demut, Teil 1

Hier nun eine neue Serie von Vorträgen, die - wie die vorangehenden - den Novizen der Abtei Notre-Dame de Cîteaux gehalten wurden.
Diesmal geht es um die benediktinische Askese. Diese Gedanken wollen die Lehre darlegen, die mir selbst seit den Tagen des Noviziats in Notre-Dame de Scourmont durch einen großen Zisterzienser in meisterlicher Art vermittelt wurde. Ich schulde ihm viel und es ist mir eine liebe Pflicht, ihm an dieser Stelle meinen tiefen Dank auszusprechen als einer seiner Söhne.
Diesem Zisterzienser schien es nicht ausreichend, uns mithilfe dieser wunderbaren Gussform Gestalt zu geben, die unsere Observanzen bilden. Als wirklicher Novizenmeister hat er seine ganze Geisteskraft und sein ganzes Herz dafür aufgewendet, uns den Seelengrund unseres Lebens zu erschließen, die geistliche Methode, die uns der heilige Benedikt und unsere ersten Väter von Cîteaux hinterlassen haben. Er verstand es vor allem, uns den einzigartigen Wert der Demut zu vermitteln, indem er uns das siebte Kapitel der Regel kommentierend auslegte, wo unsere heiliger Gesetzgeber [d.i. Benedikt von Nursia] die ganze praktische Arbeitsweise darlegen wollte zur aszetischen Formung des einzelnen Mönchs.
Um das Ordensleben richtig zu verstehen und es in seiner Fülle zu leben, genügt es tatsächlich nicht, den Tagesablauf und die hauptsächlichen Übungen zu kennen und sich von ihnen tragen zu lassen. Es ist dann auch nötig, den inneren Anspruch und die Art und Weise des intimen Austauschs mit Gott für sich zu entdecken. Man spricht leichthin von einer Spiritualität des Karmel, derjenigen des hl. Ignatius von Loyola usw... Können wir jedoch auf Anhieb die Wesensmerkmale der Spiritualität zusammenfassen, aus der wir leben?

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S. [21-23])

Dienstag, 26. Januar 2010

Unmonastische Gedanken zum Fest der Väter von Cîteaux

"Die drei Rebellen", eine belletristisch aufgemachte Biographie der drei ersten Äbte von Cîteaux unter Zuhilfenahme der geschichtlichen Quellentexte. Dieses mäßig dicke Buch habe ich mir wieder hervorgeholt, um den Eifer neu zu entfachen. Aber es gelingt nicht so richtig. Der oft zitierte Satz des Buches "Was würde St. Benedikt dazu sagen?" ruft keine emotionalen Begeisterungsstürme bei mir hervor. Ich frage mich vielmehr: "Was würdet Ihr dazu sagen?" und meine die drei Vätergestalten, die uns so nahestehen und im Grunde doch irreal und völlig unverständlich als Gegenüber unerreichbar sind. Lassen wir außen vor, dass es unmöglich sein wird, Distanzen zu überbrücken, die nicht darauf angelegt sind, 1:1 auf jetzt übertragen zu werden; lassen wir auch außen vor, dass die Charismen des Heiligen Geistes mehr fordern vom Menschen als stures Durchhecheln von Vorbildern. Nicht Cîteaux Anno Domini 1098 ist die Kopiervorlage, der wir uns zu bedienen haben, sondern wohl oder übel mein Hier und Jetzt als Original, das es nicht zu kopieren gilt, sondern ins Leben zu rufen.
Doch wo stehe ich tatsächlich im Hier und Jetzt? Ist die Realitivierung aller Überlieferung bis zur Unkenntlichkeit des charismatischen Fundaments Grund genug, das Charisma des Ursprungs (welch geschmähtes Wort in manchen Mönchs- und Wissenschaftlerohren!) auf geistige Potenzen zu reduzieren? Womöglich noch unter Weglassung aller geerdeten Realia? Aber gibt es überhaupt vernünftige "geerdete Realia" in diesem Zusammenhang? Da wird es jetzt wirklich schwierig. Nachdem in den letzten Jahrzehnten die engen Rubriken und Canones gefallen sind, die der alten Mutter Kirche Halt und Stütze gaben, machte man sich auf die Suche nach adäquaten Ersatzgerüsten. Man fand sie nicht wirklich, denn weder der Archäologismus in der Liturgie noch die Rückkehr zur "Messe aller Zeiten", die es in dieser besagten Form so nie gab, vermögen Stütze und Halt zu geben, wenn viel tiefgründigere Fundamente unbeachtet bleiben. Das Heil und die Renaissance werden nicht im Latein zu finden sein, nicht in Spitzen und barocken Gewändern. Unser Heil ist ja wirklich und einzig der dreifaltige Gott, Jesus Christus mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Und die Realia? Ist es die Wüste von Cîteaux oder die Wüste des Schweigens; sind es die paradiesischen vier Wände des Kreuzgangs, die Ströme lebendigen Wassers in Wort und Sakrament? Darf die Wüste von Cîteaux denn überhaupt relativiert werden? Verlangt sie nicht danach, einfach sein zu dürfen, ohne vergeistigt oder zerredet zu werden?
Was würdet Ihr dazu sagen, ihr Väter Robert, Alberich und Stephan?

Hll. Robert, Alberich und Stephan, Gründer von Cîteaux

Einst auf drei separate Festtage verteilt, hat man im Laufe der Kalenderreform (der 1970er Jahre) des Zisterzienserritus die Väter von Cîteaux auf einen einzigen Festtag gelegt, eben den 26. Januar, an dem vorher nur der hl. Alberich gefeiert wurde. Der hl. Robert hatte sein Fest früher am 29. April, der hl. Stephan (Harding) hingegen am 16. Juli. Gleichzeitig hat man für den neuen Festtag ein eigenes Offizium zusammengestellt, z.T. Texten der frühen Zisterzienser entnommen, teilweise auch älteren Vorlagen, die zeitweilig in Vergessenheit geraten waren.

Sonntag, 24. Januar 2010

Glieder am Leib Christi

Seit einigen Jahrzehnten wird in vielen Kirchen gegen Ende des Monats Januar um die Einheit im Glauben gebetet. Eine bedeutende Geste oder ein Aufruf zur Verleugnung unserer Glaubensüberlieferung? Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, die Einheit im Glauben sei Folge der devoten Unterwerfung einzelner Überlieferungsstränge, je nach Geburtsland also des römischen, des griechischen, russischen usw. unter eine allgemein gültige Traditionslinie. Eine solche Tradition gibt es nicht, denn was dem einein heilig ist, ist dem anderen ein Greuel. Leider ist das Vermögen zur Unterscheidung beim Menschen nur partiell an die Verstandesleistung verknüpft. Es gibt tatsächlich Entwicklungen in der Tradition, allerdings, das muss gesagt sein, auf apostolischer Grundlage. Dann gibt es auf der anderen Seite Weiterentwicklungen der jeweiligen Überlieferungsstränge. Auch da gilt: Es sei so. - Doch hier beginnen schon die Probleme. Legitime oder illegitim? Hat Rom das Recht, Azymen zur Eucharistiefeier zu verwenden, wenn's im alten Gallien nie Brauch war, so zu tun? Haben die Mönche das Recht, Roms Vorgaben zur Liturgie zu verachten, da dann die Einheit(lichkeit...) verlorengeht? Darf Russland Kirchenslavisch als Kirchensprache weiterbenutzen, wo doch die Volkssprache automatisch Sprache der Liturgie sein muss? .... Dürfen die Mönche auf die römische Rudimentkniebeuge verzichten zugunsten der ihnen eigenen Verneigung? - Darf der römische Bischof einfach jurisdiktionelle Entscheidungen treffen, die seine Kirche, d.h. seine Diözese, nur bedingt betreffen, oder ist er kraft seines Amtes "Überbischof", da Oberhaupt der Kirche Christi?
Die Kirche Jesu Christi ist eins, kann nichts anderes als eins sein. Sie ist dargestellt in der Gemeinde um ihren Bischof. "Teilkirche" ist ein Ausdruck, der vorgaukeln könnte, dass etwas fehlt am Ganzen. Es fehlt nichts und ist trotzdem nur in sich existent, wenn die Gemeinschaft zwischen den Kirchen gegeben ist.
Deshalb ist die Einheit im Glauben so wichtig, nicht hingegen die Einheitlichkeit im Glaubensvollzug. Ich bin froh, einer älteren Tradition und Ausdrucksweise des Glaubens verpflichtet zu sein, die sich ganz und gar nicht deckt mit der eines Konzils von Trient oder eines Vaticanum I oder II.

Samstag, 23. Januar 2010

Gesiegelt mit dem Siegel des Heiligen Geistes

Als monastische Gemeinde leben und immer aufeinanderhocken. Keine Intimsphäre haben, kein eigenes Zimmer, noch nicht mal abgeschlossene Toiletten... Was für Zustände waren das im Mittelalter, bei den Mönchen. Und da soll man noch das Siegel des Heiligen Geistes - nach Paulus (Eph 4) - erkennen in einem jeden, der da über den Weg läuft. Aber die Sozialstruktur und die persönliche Prägung waren doch wohl ganz anders ausgebildet. Ich denke da nur an die Forderung, dem Abt gegenüber eine tiefe Verneigung zu machen, wenn man ihm begegnet. Ihn erstmal erkennen, sage ich mir da! Er trug nämlich kein äußeres Zeichen seiner Würde. Seinen Hirtenstab gebrauchte er nur bei liturgischen Anlässen; ein Brustkreuz, heute eine Art Statussymbol, fehlte ihm noch, ebenso der Ring. Da heißt es: aufmerksam sein und die Augen offenhalten, wenn ich durch das Kloster gehe! Und womöglich waren es nicht so sehr die äußeren Formen, die zum Ausdruck kamen, wenn die tiefe Verneigung fällig war, sondern ein innerlicher Wunsch: dem geistlichen Hirten die Ehre zu geben, die auch er jedem einzelnen Mönch zukommen läßt, wenn er seine Aufgaben treu erfüllt. Ist es wirklich eine Anstrengung sondergleichen, die Augen und das Herz offenzuhalten in einer Gemeinde von Gleichgesinnten? Die Zisterzienser waren auf Eindeutigkeit bedacht. Sie wollten zwar als Gemeinde und kleine Kirche die Normalgemeinde von Diözese oder Pfarrei in das monastische Modell integrieren und leben, legten für das Zusammenleben aber zusätzliche Lebensregeln fest. Ein Leben in der Wüste, wie sie es sich wünschten, war nur möglich, wenn jeder die persönliche Wüste (oder auch das persönliche Paradies, je nach Sichtweise) des anderen akzeptieren würde. Und trotzdem konnten sich die Menschen nicht vorstellen, getrennt zu leben von der Gemeinde - wenigstens, wenn sie an Leib und Seele gesund waren. Exkommuniziert zu sein, ausgeschlossen vom gemeinsamen Leben, das war die schlimmste Strafe. Ich würde das heute wohl kaum so empfinden, jedenfalls meistens nicht.
Das Siegel des Heiligen Geistes so im Herzen tragen, dass auch alle anderen Besiegelten erkannt werden können, und die Geistesgaben passgenau die Echtheit des Siegels beweisen: Liebe, Freude, Friede...
Jetzt heißt es, weiter nachzudenken und zu erwägen, was es bedeuten kann, wenn ich lerne, meine Mitmenschen am Siegel des Heiligen Geistes zu erkennen.

Freitag, 22. Januar 2010

Ein wagemutiger Gründer

Am 22. Januar 1893 starb der Zisterziensermönch Maurus Kalkum. Er war Abt von Wettingen-Mehrerau und hatte fünf Jahre vorher eine Gruppe von Mönchen und Konversen nach Deutschland geschickt, um rechts des Rheins die Zisterzienserabtei Marienstatt wiederzubesiedeln, die seit der Säkularisation nicht mehr von Mönchen bewohnt war. Die erste monastische Gründung auf diesem Gebiet, nicht nur nach der Sakularisation, sondern vor allem auch nach dem Kulturkampf mit seinen Folgen. Zum Prior der Neubesiedlung hatte Abt Maurus Kalkum P. Dominicus Willi ausersehen. Auch er eine Gestalt mit Format und Enthusiasmus. Nach den Jahren des Aufbaus starb er als Bischof von Limburg / Lahn im Jahr 1913.
War diese Sendung einer Religiosengemeinde in dicht protestantisch besiedeltes Gebiet nicht eher Ausdruck von Weltfremdheit? Maurus Kalkum stammte aus Koblenz und war von einem der letzten Marienstatter Mönche getauft worden. Das war ein gewichtiger Grund für diese Entscheidung ud die Ortswahl. Zudem war der Prior der Gemeinde ein emsiger, historisch überaus wissbegieriger Mönch, der in den folgenden Jahren als Oberer - zuerst als Prior, dann ab 1889 als Abt - ein Zisterzienserleben restituierte, das dem nunmehrigen Mutterkloster am Bodensee nicht geheuer war. Er führte die Gemeinde zurück zur Abstinenz (während der Fastenzeiten vor allem und an mehreren Wochentagen) und zu einem Mönchsleben, das sich eng an weitere zisterzienische Reformgedanken anlehnen wollte: Das Stillschweigen und die Zurückgezogenheit.
Das sind echte Schlagwörter: Die "Traditionalisten" bekommen glänzende Augen und die "Abgeklärten" vermissen die Erdung und die weise Mäßigung. Wer Recht hat, läßt sich kaum klären. Die glänzenden Augen verlieren zu viel Wirklichkeit aus dem Blickfeld; die Abgeklärtheit wird leicht zu Lethargie und Opportunismus, um schließlich alles aus dem Blick zu verlieren, was noch als Fundament nötig sein könnte.
Das Mönchtum heute braucht zum Leben vorrangig weder gesellschaftliche Akzeptanz, noch weitläufige bauliche Möglichkeiten, noch einen gepflegten musealen Hintergrund. Es reicht ihm das Evangelium Jesu Christi und die konkrete Lebenssituation als Kirche am Ort mit spezifischer und vor allem charismatischer Sendung. Genügt das zum Leben heute?

Donnerstag, 21. Januar 2010

Zweifelsohne, es ist eine gewagte Sache, unzensiert zu reflektieren. Aber es geht ja auch um Mitteilung und Kontroverse. Im Grunde geht es sogar um Bekenntnis und Zeugnis.
Das analogium ist der Ort, um ebensolches zu tun. Natürlich, das Hinaufsteigen und Verkündigen ist hier die Hinführung zum Evangelium, zur Lesung der Heiligen Schrift und ihrer Erklärung. Als erhabenstes Zeugnis steht sie im Schnittpunkt von Vergangenheit und Zukunft im Gottesdienst der Kirche. Das nenne ich hier einfach Gegenwart, wenngleich die gefühlte Dimension entweder weit dahinter zurückbleibt oder aber gleich überhöht ins Dramaturgische (oder sogar Theatrale) abgleitet.
Die hl. Agnes von Rom hat ihr Blutzeugnis konsequenterweise als Jungfrau und wie ein Lamm abgelegt, das entspricht ihrem Namen. Sie hätte keine Schwierigkeiten, heute gleicherweise ums irdische Leben gebracht zu werden, um das ewige zu erlangen, wenn auch die Methoden nicht dieselben geblieben sind. Dirnenhaus und Wildtiere können getrost außen vor bleiben. Subtil ist nurmehr die Vorgehensweise, da kein Tyrann in Deutschland öffentlich Christenblut fließen sehen will. Das Christentum ausbluten lassen, die Christen in die Privatsphäre abdrängen, das Zeugnis für Christus lächerlich machen - das sind heute tyrannische Methoden.
Da lohnt es sich, nachzudenken oder nachdenklich zu werden.